Am 22. November fand im Bassano-Saal des Kunsthistorischen Museums Wien mit knapp 80 Teilnehmenden der Workshop mit dem Titel „Verstaubtes kulturelles Erbe – Ansätze im Umgang mit archäologischer Massenware“ statt. Nach einführenden Worten des Direktors des Münzkabinetts Priv. Doz. Dr. Klaus Vondrovec stand zuerst die numismatische und archäologische Sammlung „Nowak“ im Zentrum. Im Zuge eines Projektes, gefördert durch das Bundesministerium Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport, wird ein erster Teil – der von Heinz Nowak gefundenen Münzen – bearbeitet und mehr als 1.700 Exemplare sind bereits auf dem Online-Portal des Münzkabinetts einsehbar (https://www.ikmk.at/tray?lang=de).
Darüber hinaus stellte Tobias Bendeguz (ÖAW) ein spannendes Projekt mit Metallsuchern im Gebiet des burgenländischen Seewinkels vor und am Ende präsentierten Agnes Aspetsberger (OÖLKG) und Benedikt Prokisch das Projekt „Der Archäologische Stadtplan Lentia/Linz“, an dem die IFÖ beteiligt ist. Im Anschluss diskutierten die Teilnehmenden über die Herausforderungen und Lösungsansätze im Umgang mit Fundmünzen und deren Dokumentation.
Wir möchten gerne auf die Veranstaltung „Verstaubtes kulturelles Erbe – Ansätze im Umgang mit archäologischer Massenwaren“ hinweisen. Am 22. November 2023 berichten am Kunsthistorischen Museum Wien auch Mitglieder der Initiative Fundmünzen Österreich von ihrer Arbeit.
Ein weiteres Projekt konnte für die Initiative Fundmünzen Österreich gewonnen werden. Im Museum der Stadt Krems (Niederösterreich) existiert eine durchaus beachtliche Münzsammlung, die sich sowohl aus Fundmünzen als auch aus Objekten ohne Provenienz zusammensetzt. Am 6. Oktober waren David Burisch und Benedikt Prokisch bei Sabine Laz (Operative Leiterin Museum Krems) zu Gast, um einen Teil der Münzsammlung des Museums zur Bearbeitung ans Institut für Numismatik und Geldgeschichte nach Wien zu überführen. Der zu bearbeitende Bestand umfasst in etwa 450 numismatische Objekte, die von der römischen Antike bis in die Zweite Republik reichen.
Ein nicht unbedeutender Anteil der Sammlung stammt aus archäologischen Kontexten, die nach einer ersten Durchsicht bereits die ein oder andere Besonderheit enthalten. So befindet sich beispielsweise ein Pfennig von Leopold V. (1177-1194) aus der Münzstätte Krems in der Sammlung des Museums, der in Krems gefunden wurde und damit in eine Zeit fällt, als die österreichischen Herzöge ihre Münzstätte von Krems nach Wien verlegten.
Von Juli 2019 bis Februar 2020 kam es in St. Pölten, im Bereich der Innenstadt aufgrund eines Wohnbauprojektes (Schneckgasse 17), zu archäologischen Grabungen (Mn.Nr. 19544.19.10; 19544.20.01) durch die ASINOE GmbH. Dabei war das Bauareal im südöstlichen Bereich der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Stadt, nahe der Stadtmauer gelegen.
Die archäologischen Untersuchungen der Grabungsfläche brachten Befunde aus römischer sowie spätantiker Zeit zutage. Aus dem Mittelalter stammt ein gemauerter, quadratischer Kellerraum, an dessen Westkante 72 Münzen geborgen werden konnten. Darüber hinaus ließen sich noch einige Fassgruben (mit Gefäßen in der Verfüllung) dem Spätmittelalter bzw. der Frühen Neuzeit zuweisen.
Das Fundmaterial ging an das Stadtmuseum St. Pölten.
2023 wurde durch Vermittlung von Dr. Kathrin Siegl (KHM Wien) und Dr. Ronald Risy (Stadtarchäologie St. Pölten) eine Bearbeitung des mittelalterlichen Schatzfundes durch die IFÖ ermöglicht. Ziel dabei ist sowohl die Dokumentation als auch die entsprechende Bestimmung der Fundmünzen, um eine exaktere Datierung hinsichtlich der Verbergungszeit, erhalten zu können.
Nach einer ersten Sichtung handelt es sich zum größten Teil um Wiener Pfennige des Spätmittelalters, aus den Münzstätten Wien, Enns und Wr. Neustadt. Die ältesten Münzen stammen aus der Zeit um 1300, die Hauptmasse scheint sich allerdings auf die Mitte des 14. Jahrhunderts zu konzentrieren. Der Fund endet mit dem sog. „Böckler“, einem Wiener Pfennig, der entweder noch in die Zeit Herzog Rudolfs IV. (1358–1365) oder aber seines Nachfolgers Albrechts III. (1365–1395) gelegt werden kann. Damit scheint der Münzfund wohl in den 1360/70er Jahren zu enden und auch verborgen worden zu sein. In Summe überwiegen die Prägungen der Wiener Münzstätte, geringer sind Enns und Wr. Neustadt vertreten; einige wenige Münzen aus Bayern, darunter Passauer und Öttinger Pfennige, sind ebenfalls enthalten. Damit entspricht die Zusammensetzung des Schatzfundes aus St. Pölten dem gewohnten Bild und spiegelt den Münzgeldumlauf der zweiten Hälfte des 14. Jhs. wider.
Kontakt
Johannes Hartner (Kurator Mittelalter im Münzkabinett, Kunsthistorisches Museum Wien)
Das erste offizielle Projekt, an dem die Initiative Fundmünzen Österreich mitwirkt, ist die Erstellung eines archäologischen Plans von Lentia, dem römischen Linz in Oberösterreich.
Bei dem Projekt der OÖ Landes-Kultur GmbH werden die römischen Fundstellen im Raum des heutigen Linzer Stadtgebiets erfasst. Ziel ist ein digitaler Plan von Lentia/der antiken Stadt. Dabei kann etwa offenen Fragen zur römerzeitlichen Bebauung und Infrastruktur nachgegangen werden. Die Positionen von Straßenverläufen, Ausmaße von Gebäuden, Häuserfluchen und Gräberfeldern können als Hilfe im Zuge von Bauvorhaben, Grabungen und Prospektionsmaßnahmen dienen. Es existieren bereits mehrere archäologische Pläne österreichischer Städte, das Projekt orientiert sich am Digitalen Stadtplan Wels. Das Endergebnis wird eine planliche Darstellung aller fassbaren archäologischen Maßnahmen in Lentia und zugleich ein Standard zur GIS-basierten Wiedergabe archäologischer Maßnahmen im Welterbe‐Gebiet Donaulimes sein.
Die Fundmünzen von Linz spielen hierbei eine bedeutende Rolle. Die Initiative Fundmünzen Österreich beteiligt sich bei der Bestimmung und Bearbeitung der insgesamt 872 Fundmünzen von 214 Fundplätzen. Miteinbezogen werden auch ältere Fundnennungen, deren Objekte zwar teilweise nicht mehr auffindbar sind, jedoch genauso einen Teil des Quellenbestandes darstellen. Die Auffindung der Linzer Fundmünzen spannt sich über einen Zeitraum von mehr als 300 Jahren, mit dem ältesten dokumentierten Fundstück aus dem Jahr 1718 bis hin zu den numismatischen Objekten aus den archäologischen Grabungen der letzten Jahre. Ziel ist es sowohl die numismatischen Funde wissenschaftlich aufzuarbeiten, als auch einer breiten Öffentlichkeit die Möglichkeit zu geben, die Fundmünzen als Teil des archäologischen Stadtplans erkunden zu können.