Ein mittelalterlicher Schatzfund aus St. Pölten (verborgen um 1360/70)

Von Juli 2019 bis Februar 2020 kam es in St. Pölten, im Bereich der Innenstadt aufgrund eines Wohnbauprojektes (Schneckgasse 17), zu archäologischen Grabungen (Mn.Nr. 19544.19.10; 19544.20.01) durch die ASINOE GmbH. Dabei war das Bauareal im südöstlichen Bereich der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Stadt, nahe der Stadtmauer gelegen.

Die archäologischen Untersuchungen der Grabungsfläche brachten Befunde aus römischer sowie spätantiker Zeit zutage. Aus dem Mittelalter stammt ein gemauerter, quadratischer Kellerraum, an dessen Westkante 72 Münzen geborgen werden konnten. Darüber hinaus ließen sich noch einige Fassgruben (mit Gefäßen in der Verfüllung) dem Spätmittelalter bzw. der Frühen Neuzeit zuweisen.

Das Fundmaterial ging an das Stadtmuseum St. Pölten.

2023 wurde durch Vermittlung von Dr. Kathrin Siegl (KHM Wien) und Dr. Ronald Risy (Stadtarchäologie St. Pölten) eine Bearbeitung des mittelalterlichen Schatzfundes durch die IFÖ ermöglicht. Ziel dabei ist sowohl die Dokumentation als auch die entsprechende Bestimmung der Fundmünzen, um eine exaktere Datierung hinsichtlich der Verbergungszeit, erhalten zu können.

Johannes Hartner und David Burisch bei der Bestimmung der mittelalterlichen Münzen.

Nach einer ersten Sichtung handelt es sich zum größten Teil um Wiener Pfennige des Spätmittelalters, aus den Münzstätten Wien, Enns und Wr. Neustadt. Die ältesten Münzen stammen aus der Zeit um 1300, die Hauptmasse scheint sich allerdings auf die Mitte des 14. Jahrhunderts zu konzentrieren. Der Fund endet mit dem sog. „Böckler“, einem Wiener Pfennig, der entweder noch in die Zeit Herzog Rudolfs IV. (1358–1365) oder aber seines Nachfolgers Albrechts III. (1365–1395) gelegt werden kann. Damit scheint der Münzfund wohl in den 1360/70er Jahren zu enden und auch verborgen worden zu sein. In Summe überwiegen die Prägungen der Wiener Münzstätte, geringer sind Enns und Wr. Neustadt vertreten; einige wenige Münzen aus Bayern, darunter Passauer und Öttinger Pfennige, sind ebenfalls enthalten. Damit entspricht die Zusammensetzung des Schatzfundes aus St. Pölten dem gewohnten Bild und spiegelt den Münzgeldumlauf der zweiten Hälfte des 14. Jhs. wider.

Kontakt

Johannes Hartner (Kurator Mittelalter im Münzkabinett, Kunsthistorisches Museum Wien)

Archäologischer Plan Lentia/Linz

Das erste offizielle Projekt, an dem die Initiative Fundmünzen Österreich mitwirkt, ist die Erstellung eines archäologischen Plans von Lentia, dem römischen Linz in Oberösterreich.

Bei dem Projekt der OÖ Landes-Kultur GmbH werden die römischen Fundstellen im Raum des heutigen Linzer Stadtgebiets erfasst. Ziel ist ein digitaler Plan von Lentia/der antiken Stadt. Dabei kann etwa offenen Fragen zur römerzeitlichen Bebauung und Infrastruktur nachgegangen werden. Die Positionen von Straßenverläufen, Ausmaße von Gebäuden, Häuserfluchen und Gräberfeldern können als Hilfe im Zuge von Bauvorhaben, Grabungen und Prospektionsmaßnahmen dienen. Es existieren bereits mehrere archäologische Pläne österreichischer Städte, das Projekt orientiert sich am Digitalen Stadtplan Wels. Das Endergebnis wird eine planliche Darstellung aller fassbaren archäologischen Maßnahmen in Lentia und zugleich ein Standard zur GIS-basierten Wiedergabe archäologischer Maßnahmen im Welterbe‐Gebiet Donaulimes sein.

Linzer Fundmünzen in der Sammlung der OÖ Landes-Kultur GmbH.

Die Fundmünzen von Linz spielen hierbei eine bedeutende Rolle. Die Initiative Fundmünzen Österreich beteiligt sich bei der Bestimmung und Bearbeitung der insgesamt 872 Fundmünzen von 214 Fundplätzen. Miteinbezogen werden auch ältere Fundnennungen, deren Objekte zwar teilweise nicht mehr auffindbar sind, jedoch genauso einen Teil des Quellenbestandes darstellen. Die Auffindung der Linzer Fundmünzen spannt sich über einen Zeitraum von mehr als 300 Jahren, mit dem ältesten dokumentierten Fundstück aus dem Jahr 1718 bis hin zu den numismatischen Objekten aus den archäologischen Grabungen der letzten Jahre. Ziel ist es sowohl die numismatischen Funde wissenschaftlich aufzuarbeiten, als auch einer breiten Öffentlichkeit die Möglichkeit zu geben, die Fundmünzen als Teil des archäologischen Stadtplans erkunden zu können.

Kontakte

Projektleitung: Dr. Stefan Traxler

OÖLKG und IFÖ: Agnes Aspetsberger

IFÖ: Benedikt Prokisch

Links

OÖ Landes-Kultur GmbH

Stadtplan Wien

Stadtplan Bregenz

Herausforderung Fundmünzen: Nachbericht

Am 9. März fand im Ahnensaal der Hofburg vor über 100 Teilnehmenden der Workshop „Herausforderung Fundmünzen“ statt. Die Veranstaltung wurde von der Studierendenvertretung des Instituts für Numismatik und Geldgeschichte der Universität Wien initiiert und in Kooperation mit dem Bundesdenkmalamt unter der Leitung von Doz. Dr. Bernhard Hebert durchgeführt. Nach einer Eröffnung durch den Präsidenten des Bundesdenkmalamtes Dr. Christoph Bazil und dem Vertreter der Studierenden Benedikt Prokisch hielten Prof. Dr. Reinhard Wolters (Institut für Numismatik und Geldgeschichte, Universität Wien) und Dr. David Wigg-Wolf (Römisch-Germanische Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts, Frankfurt) zwei Impuls-Vorträge, in denen sie die Situation der Fundmünzen-Erfassung in Österreich bzw. in Europa vorstellten. Im Anschluss diskutierten weitere eingeladene Wissenschaftler*innen wie Rahel Ackermann (Inventar der Fundmünzen in der Schweiz), Doz. Dr. Bernhard Prokisch (Oö Landeskultur Gmbh, Linz), Dr. Kathrin Siegl (Österreichisches Archäologisches Institut – Akademie der Wissenschaften, Wien), Doz. Dr. Klaus Vondrovec (Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums, Wien) über die spezifischen Herausforderungen der Fundmünzerfassung in Österreich.

Begrüßung durch Christoph Bazil (BDA)

Mit der Einstellung der Reihe „Fundberichte aus Österreich“ im Jahr 1984 endete auch die systematische und wissenschaftliche Dokumentation von Fundmünzen in Österreich. Trotz diverser Versuche diese Lücke zu schließen, z.B. durch die Reihe „Fundmünzen aus Österreich“, dem Projekt „Digitale Fundmünzen der Römischen Zeit in Österreich (dFMRÖ)“ und der „Datenbank der Münzfunde des Mittelalters und der Neuzeit in Österreich“ (Institut für Numismatik und Geldgeschichte, Universität Wien), stehen die erfassten Bestände in keinem Verhältnis zu den tatsächlichen Neufunden. Dazu stellt der Anstieg an Metallsuchenden, in Österreich als „Sondler“ bezeichnet, sowohl die numismatische Forschung als auch die Archäologie vor neue Herausforderungen. In einer anonymen Umfrage im Vorfeld der Veranstaltung gaben 90 Personen an, zusammen in etwa 60.000 numismatische Objekte selbständig gefunden zu haben. Nur ein kleiner Teil dieser Bestände, die in Umfang und Qualität ein einzigartiges Zeugnis für die österreichische Geldgeschichte sind, ist bisher für die Wissenschaft zugänglich.

Der Workshop thematisierte verschiedene Lösungsansätze für diese sowohl rechtlich als auch wissenschaftlich außerordentlich herausfordernde Situation und brachte einige konkrete Ansätze für den Umgang damit hervor. Die intensive Diskussion verdeutlichte das breite Interesse an der Thematik, ließ aber auch deutlich werden, dass akuter Handlungsbedarf besteht, um diesen Teil des österreichischen Kulturerbes zumindest durch wissenschaftliche Dokumentation zu sichern.

v.l.n.r.: David Weidgenannt, Markus Greif, Max Resch, Benedikt Prokisch, David Burisch, Bernhard Hebert