Archäologischer Plan Lentia/Linz

Das erste offizielle Projekt, an dem die Initiative Fundmünzen Österreich mitwirkt, ist die Erstellung eines archäologischen Plans von Lentia, dem römischen Linz in Oberösterreich.

Bei dem Projekt der OÖ Landes-Kultur GmbH werden die römischen Fundstellen im Raum des heutigen Linzer Stadtgebiets erfasst. Ziel ist ein digitaler Plan von Lentia/der antiken Stadt. Dabei kann etwa offenen Fragen zur römerzeitlichen Bebauung und Infrastruktur nachgegangen werden. Die Positionen von Straßenverläufen, Ausmaße von Gebäuden, Häuserfluchen und Gräberfeldern können als Hilfe im Zuge von Bauvorhaben, Grabungen und Prospektionsmaßnahmen dienen. Es existieren bereits mehrere archäologische Pläne österreichischer Städte, das Projekt orientiert sich am Digitalen Stadtplan Wels. Das Endergebnis wird eine planliche Darstellung aller fassbaren archäologischen Maßnahmen in Lentia und zugleich ein Standard zur GIS-basierten Wiedergabe archäologischer Maßnahmen im Welterbe‐Gebiet Donaulimes sein.

Linzer Fundmünzen in der Sammlung der OÖ Landes-Kultur GmbH.

Die Fundmünzen von Linz spielen hierbei eine bedeutende Rolle. Die Initiative Fundmünzen Österreich beteiligt sich bei der Bestimmung und Bearbeitung der insgesamt 872 Fundmünzen von 214 Fundplätzen. Miteinbezogen werden auch ältere Fundnennungen, deren Objekte zwar teilweise nicht mehr auffindbar sind, jedoch genauso einen Teil des Quellenbestandes darstellen. Die Auffindung der Linzer Fundmünzen spannt sich über einen Zeitraum von mehr als 300 Jahren, mit dem ältesten dokumentierten Fundstück aus dem Jahr 1718 bis hin zu den numismatischen Objekten aus den archäologischen Grabungen der letzten Jahre. Ziel ist es sowohl die numismatischen Funde wissenschaftlich aufzuarbeiten, als auch einer breiten Öffentlichkeit die Möglichkeit zu geben, die Fundmünzen als Teil des archäologischen Stadtplans erkunden zu können.

Kontakte

Projektleitung: Dr. Stefan Traxler

OÖLKG und IFÖ: Agnes Aspetsberger

IFÖ: Benedikt Prokisch

Links

OÖ Landes-Kultur GmbH

Stadtplan Wien

Stadtplan Bregenz

Herausforderung Fundmünzen: Nachbericht

Am 9. März fand im Ahnensaal der Hofburg vor über 100 Teilnehmenden der Workshop „Herausforderung Fundmünzen“ statt. Die Veranstaltung wurde von der Studierendenvertretung des Instituts für Numismatik und Geldgeschichte der Universität Wien initiiert und in Kooperation mit dem Bundesdenkmalamt unter der Leitung von Doz. Dr. Bernhard Hebert durchgeführt. Nach einer Eröffnung durch den Präsidenten des Bundesdenkmalamtes Dr. Christoph Bazil und dem Vertreter der Studierenden Benedikt Prokisch hielten Prof. Dr. Reinhard Wolters (Institut für Numismatik und Geldgeschichte, Universität Wien) und Dr. David Wigg-Wolf (Römisch-Germanische Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts, Frankfurt) zwei Impuls-Vorträge, in denen sie die Situation der Fundmünzen-Erfassung in Österreich bzw. in Europa vorstellten. Im Anschluss diskutierten weitere eingeladene Wissenschaftler*innen wie Rahel Ackermann (Inventar der Fundmünzen in der Schweiz), Doz. Dr. Bernhard Prokisch (Oö Landeskultur Gmbh, Linz), Dr. Kathrin Siegl (Österreichisches Archäologisches Institut – Akademie der Wissenschaften, Wien), Doz. Dr. Klaus Vondrovec (Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums, Wien) über die spezifischen Herausforderungen der Fundmünzerfassung in Österreich.

Begrüßung durch Christoph Bazil (BDA)

Mit der Einstellung der Reihe „Fundberichte aus Österreich“ im Jahr 1984 endete auch die systematische und wissenschaftliche Dokumentation von Fundmünzen in Österreich. Trotz diverser Versuche diese Lücke zu schließen, z.B. durch die Reihe „Fundmünzen aus Österreich“, dem Projekt „Digitale Fundmünzen der Römischen Zeit in Österreich (dFMRÖ)“ und der „Datenbank der Münzfunde des Mittelalters und der Neuzeit in Österreich“ (Institut für Numismatik und Geldgeschichte, Universität Wien), stehen die erfassten Bestände in keinem Verhältnis zu den tatsächlichen Neufunden. Dazu stellt der Anstieg an Metallsuchenden, in Österreich als „Sondler“ bezeichnet, sowohl die numismatische Forschung als auch die Archäologie vor neue Herausforderungen. In einer anonymen Umfrage im Vorfeld der Veranstaltung gaben 90 Personen an, zusammen in etwa 60.000 numismatische Objekte selbständig gefunden zu haben. Nur ein kleiner Teil dieser Bestände, die in Umfang und Qualität ein einzigartiges Zeugnis für die österreichische Geldgeschichte sind, ist bisher für die Wissenschaft zugänglich.

Der Workshop thematisierte verschiedene Lösungsansätze für diese sowohl rechtlich als auch wissenschaftlich außerordentlich herausfordernde Situation und brachte einige konkrete Ansätze für den Umgang damit hervor. Die intensive Diskussion verdeutlichte das breite Interesse an der Thematik, ließ aber auch deutlich werden, dass akuter Handlungsbedarf besteht, um diesen Teil des österreichischen Kulturerbes zumindest durch wissenschaftliche Dokumentation zu sichern.

v.l.n.r.: David Weidgenannt, Markus Greif, Max Resch, Benedikt Prokisch, David Burisch, Bernhard Hebert