Ein ungarischer Goldgulden König Sigismunds aus Kärnten

Ende März 2025 erfolgte, durch Vermittlung des Münzkabinetts des Kunsthistorischen Museums, die Meldung einer spätmittelalterlichen Fundmünze aus Kärnten an das Bundesdenkmalamt. Bei dem Altfund, der bereits im Sommer 1971 in Wiederschwing, Gemeinde Stockenboi (PB Villach Land) gemacht worden ist, handelt es sich um einen ungarischen Goldgulden König Sigismunds (1387–1437), der nun erstmalig erfasst, und der Wissenschaft zugänglich gemacht werden konnte.

Die Vorderseite zeigt ein geviertes Wappen mit den Árpádenstreifen und dem Böhmischen Löwen. In der Umschrift wird Sigismund als König Ungarns genannt. Auf der Rückseite ist der heilige Ladislaus mit Nimbus dargestellt, in der Rechten eine Streitaxt, in der Linken einen Reichsapfel haltend, der Schriftzug gibt den Namen des Heiligen wider. Seitlich sind die Zeichen des zuständigen Kammergrafen Nikolaus von Redewitz angebracht, ein unziales h sowie ein Kreuzschild, wodurch die Münze auf die Jahre 1430/31 datiert und der Münzstätte Nagybánya zugewiesen werden kann.

Gefunden wurde die Goldmünze auf einem alten Hofareal, beim Aushub eines Kellers für einen Neubau in den 1970er Jahren. Zu dem Grundstück gehört auch eine alte Kapelle, die heute anderwertig in Verwendung ist. Ob der Sakralbau in die Zeit des 15. Jahrhunderts zurückreicht, und ob hier ein Zusammenhang mit der Fundmünze besteht ließ sich noch nicht klären (Stichwort: Münzen im sakralen Kontext).

Der 1430/31 in Nagybánya (heute Baia Mare, Rumänien) geprägte Goldgulden König Sigismunds gehört zu jenen Goldmünzen, die seit den dreißiger Jahren des 14. Jahrhunderts von Ungarn aus in das Gebiet des heutigen Österreichs vordrangen. Die seit dem späten 13. Jahrhundert steigenden Bedürfnisse von Handel und Wirtschaft verlangten immer mehr nach einem fein differenzierten Nominalsystem; der bisweilen ausgeprägte kleine Pfennig des Mittelalters reichte für große überregionale Geldgeschäfte nicht mehr aus. Als Reaktion darauf kam es zur Einführung von Mehrpfennignominalen wie dem Groschen in Silber. Die norditalienischen Städte prägten aber auch Goldmünzen, so wie Genua und Florenz ab 1252 bzw. Venedig ab 1284. In gesamt Europa breiteten sich der sog. Floren und Dukat als Handelsmünze rasant aus und der daraufhin auch vielerorts Nachahmung fand.

In Österreich wurde weiterhin der Pfennig geprägt, für den überregionalen Handel verwendete man die ausländischen Großnominale. Das waren ab dem 14. Jahrhundert der in Kuttenberg geprägte Prager Groschen sowie der ungarische Goldgulden, der ab den 1330er Jahren für den österreichischen Raum relevant wurde. Ungarn hatte 1325 – also nur kurz zuvor – begonnen, Goldmünzen nach Florentiner Vorbild auszuprägen. Knapp danach strömten diese mit dem überregionalen Handel in den österreichischen Raum und gewannen hier stark an Bedeutung. In diesem wirtschafts- und geldhistorischen Kontext am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit fällt nun auch der ungarische Goldgulden aus Kärnten.

Diese Situation Ende des Spätmittelalters lässt sich auch an der Fundlandschaft Österreichs ablesen. So sind aus dem heutigen Bundesland Kärnten Goldmünzen aus fünf Einzel- sowie drei Schatzfunden des 14. und 15. Jahrhunderts bekannt.

In Steinbichl (PB St. Veit an der Glan) kam ein Mainzer Goldgulden, geprägt unter Erzbischof Gerlach von Mainz (reg. 1349–1371), zum Vorschein. Aus Gmünd (PB Spittal an der Drau) stammen aus zwei unterschiedlichen Einzelfunden ein venezianischer Dukat des Dogen Antonio Venier (reg. 1382–1400), gefunden in der Stadtpfarrkirche, sowie ein ungarischer Goldgulden König Sigismunds (1387–1437). Ein weiterer ungarischer Goldgulden wurde in Steindorf am Ossiachersee (PB Feldkirchen) entdeckt; er stammt von Albrecht (V.) von Österreich (1437–1439) und wurde 1438 in Sibiu/Hermannstadt (Siebenbürgen) geprägt. Aus Semlach (PB St. Veit an der Glan) stammt ebenfalls ein ungarischer Goldgulden des Matthias Corvinus (1448–1490). In Töschling (PB Klagenfurt) wurde ein Schatzfund der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts mit 14 Goldmünzen entdeckt; darunter fünf venezianische Dukaten, zwei österreichische Goldgulden und sieben ungarische Goldgulden Ludwigs I. (1342–1382). Ein kleiner Goldhort aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts stammt aus Weißbriach (PB Hermagor). Der Fund setzt sich aus fünf Goldgulden des deutschen Raums zusammen (1x Hamburg, 1x Köln, 1x Nürnberg, 2x Heidelberg), hinzu kommen ein venezianischer Dukat sowie zwei ungarische Goldgulden Ladislaus‘ (1452–1457). Der letzte Schatzfund, entdeckt in Robesch (PB Völkermarkt), bestand aus 454 Silbermünzen und einer Goldmünze und scheint in den 1470er Jahren verborgen worden zu sein. Beim Großteil (ca. 70 %) handelt es sich um Tiroler Kreuzer, ein kleinerer Teil setzt sich aus Pfennigen des österreichisch-süddeutschen Raumes zusammen; neben wenigen venezianischen Groschen war auch ein Goldgulden des Matthias Corvinus (1458–1490) enthalten. Unter diesen 28 aus Kärntner Funden stammenden Goldmünzen macht der ungarische Anteil 46 %, also beinahe die Hälfte, aus. Diese anscheinende Dominanz der ungarischen Goldgulden mag vermutlich an der Nähe Ungarns und den intensiven Handelsbeziehungen liegen; für ein gesamtheitliches Bild wäre aber eine umfassende Fundanalyse des ostösterreichischen Raums hinsichtlich des Umlaufs von Grosch- und Goldnominalen anzudenken und die ältere Literatur dazu auf den aktuellsten Stand zu bringen – eine entsprechende Untersuchung ist am Wiener Münzkabinett angedacht.

Literaturhinweise (Auswahl)

  • Michael Alram, Der Wiener Pfennig. Von Herzog Leopold V. (1177-1194) bis Kaiser Friedrich III. (1452–1493), in: 800 Jahre Münzstätte Wien, S. 53–74.
  • Márton Gyöngyössy, Mediaeval  Hungarian Gold Florins, Budapest 2005.
  • Bernhard Koch, Goldgeld und Groschenmünze im österreichischen Geldverkehr des Mittelalters, in: Numismatische Zeitschrift 81(1965), S. 3–13.
  • Bernhard Koch, Die Anfänge der Gold- und Groschenmünzen in den österreichischen Alpenländern 1250–1350, in: Numismatický sborník 12 (1971/72), S. 245–250.
  • Heinz Winter / Márton Gyöngyössy, Münzen und Medaillen des ungarischen Mittelalters 1000–1526 (Sammlungskataloge des Kunsthistorischen Museums 4), Wien 2007.

Kontakt

Johannes Hartner (Kurator Mittelalter im Münzkabinett, Kunsthistorisches Museum)

Bestimmung abgeschlossen: Bestände des Stadtmuseum Krems

Das Projekt zur Bestimmung der Münzsammlung des Stadtmuseums Krems konnte im Oktober 2024 abgeschlossen werden. Insgesamt 464 Münzen wurden im Rahmen des Projektes bestimmt, fotografisch dokumentiert und digitalisiert. Bei etwas weniger als der Hälfte der Stücke handelt es sich um Fundmünzen und die historische Herkunft der Münzen ist äußerst heterogen; so stammt ein großer Teil aus der römischen Antike (nur einige wenige Stücke sind der griechischen Antike zuzuordnen), aber auch die Neuzeit ist mit Münzen aus der Frühen Neuzeit sowie Stücken aus dem 19. und 20. Jahrhundert vertreten.

Rechenpfennig von Johann Adam Vogel (1737–1760) aus Nürnberg; Groenendijk – Levinson III 2021, S. 235 Nr. 1688.

Auch einige Rechenpfennige sind in der Sammlung enthalten und bei dem hier abgebildeten Stück handelt es sich um einen Rechenpfennig, der aus einer Grabung in Stein-Ried Altenburg stammt. Das Stück wurde von Johann Adam Vogel gestaltet und in der Zeit 1737–1760 geprägt. Zudem weist es gleich drei sekundäre Merkmale beziehungsweise Punzierungen auf – I/O/3. Es sind in einigen Sammlungen, die Rechenpfennige führen, auch Stücke bekannt, die solche nachträglich angebrachte Gegenstempel aufweisen und bisher wurde vorgeschlagen, dass diese punzierten Rechenpfennige als Wertmarken und „Blechgeld“ verwendet wurden (siehe Heisler 2021).

Bei Rechenpfennigen handelt es sich um meist in Messing geprägte nicht-monetäre münzähnliche Stücke, die für die sogenannte „Rechnen auf Linien“-Methode vor allem während des 13.–17. Jahrhunderts verwendet wurden. Das obige Stück stammt aus Nürnberg, was ein bedeutendes Produktionszentrum für Rechenpfennige in der Frühen Neuzeit war.

Literatur

F. Groenendijk – R. A. Levinson, Nürnberger Rechenpfennige. Band 3: Von Lauffer zu Lauer, München 2021.
E. Heisler, Rechenpfennige des 18. und 19. Jahrhunderts der Nadelburger Messing- und Metallwarenfabrik und ihre Verwendung als Wertmarken, Wertmarkenforum, November 2021; hier online abrufbar.

Bestimmungen abgeschlossen: Gräberfeld Stollhofen

Im Zuge eines weiteren Projektes wurden 86 römische Fundmünzen aus dem Gräberfeld Stollhofen (KG Stollhofen) von David Burisch bearbeitet. Dabei wurden die Münzen fotografiert, bestimmt und mit einer ersten Auswertung begonnen. Die Münzen stammen aus den Grabungen im Zeitraum von 1993 bis 1996 unter der Leitung von Franz Sauer und wurden von der Stadtgemeinde Traismauer finanziert. Neben den Bestimmungen sind weitere Publikationen zum Gräberfeld von Stollhofen angedacht.

Aurelianus für Divus Claudius II. (Gothicus), Antoninian, Rom, 270–271 n. Chr., MIR 47, 98; RIC V.1, 266 K.

Das abgebildete Exemplar stammt aus einer Grabung im Juli 1994 und wurde zusammen mit einem weiteren Antoninian an der Innenseite des linken Oberschenkels gefunden. Bei dieser Münze handelt es sich um einen Antoninian der für Divus Claudius II. (268–270 n. Chr.) unter der Herrschaft von Aurelianus (270–275 n. Chr.) in der Münzstätte Rom geprägt wurde. Konsekrationsprägungen für Divus Claudius II. zählen in Österreich zu den häufigsten Münztypen dieser Periode.

Vortrag: Österreichische Numismatische Gesellschaft am 18. September 2024

Am 18. September hielten David Burisch und Benedikt Prokisch in der „Österreichischen Numismatischen Gesellschaft“ einen Vortrag über die Herausforderung Fundmünzen in Österreich. Im gut besuchten Stempelsaal der Münze Österreich wurde den Teilnehmenden ein Einblick in die Bearbeitung und den Umgang rund um das Thema Fundmünzen gegeben. Dabei wurden unter anderem über die Geschichte der modernen Fundmünzerfassung, aktuelle Projekte der IFÖ, die aktuellen gesetzlichen Bestimmungen und zukünftige Herausforderungen ausführlich referiert und anschließend diskutiert. Wir bedanken uns bei der Österreichischen Numismatischen Gesellschaft für die Einladung und bei der Münze Österreich AG für das geschichtsträchtige Ambiente.

David Burisch und Benedikt Prokisch während ihres Vortrags.

Projektbericht: Neue Fundmünzen aus St. Margarethen im Burgenland

In weniger als einem Monat konnten 53 römische Fundmünzen, die im Zuge der Erneuerung der Erdgasleitung zwischen Trausdorf und St. Margarethen in der KG St. Margarethen im Burgenland (MG St. Margarethen im Burgenland, VB Eisenstadt-Umgebung, Burgenland) gefunden wurden, bestimmt werden. Die Grabung wurde von der PannArch GmbH unter der Leitung von Maximilian Piniel Mitte des Jahres 2023 durchgeführt. Bei den gefundenen Münzen handelt es sich um Einzelfunde, die hauptsächlich in das 4. Jahrhundert n. Chr. datieren und in großen Mengen in dieser Region gefunden werden. Nach der Dokumentation und Bestimmung durch David Burisch ist eine Publikation zusammen mit Maximilian Piniel angedacht.

Constantius II. (337–361), Centenionalis, Siscia 361–361 n. Chr., RIC VIII, 352 = 361 (Fundnummer 000-10).

Neues Projekt: Denarhort Müllendorf (Burgenland)

Die regelmäßig angebotenen Lehrgrabungen des Instituts für Urgeschichte und Historische Archäologie an der Universität Wien, bringen mehrfach Fundmünzen in wissenschaftlichen Kontexten hervor. Besonders die mehrjährige Lehrgrabung in Müllendorf (Burgenland) im Bereich eines römischen Vicus ist für numismatische Untersuchungen interessant.  Nun wurde ein in der Grabungssaison 2022 gefundener Kleinhort Vanessa Zumtobel (IFÖ) zur Bearbeitung übergeben.

Der Denarhort stammt aus einer Ofen- oder Heizanlage, die nach ersten Einschätzungen wohl in das späte 2. bis frühe 3. Jahrhundert n. Chr. datiert. Die Münzen wurden auf einer kompakten Fläche innerhalb der Anlage entdeckt, ein Behälter oder Textilreste konnten nicht festgestellt werden. Die Objekte waren mit einer Brandpatina umhüllt, weshalb aktuell davon ausgegangen wird, dass der Hort definitiv vor Ende der Benutzungsdauer der Anlage deponiert wurde.

Nach der Restaurierung der Objekte in der Restaurationswerkstatt des Instituts für Urgeschichte und Historischen Archäologie steht nun fest, es handelt sich vorwiegend um Legionsdenare des Mark Anton, einige weitere republikanische Denare und einen Denar des Vespasians. Die sehr starken Abnutzungsspuren belegen die lange Umlaufdauer der Münzen.

Vanessa Zumtobel (vanessa.marie.zumtobel@univie.ac.at)

Neuer Artikel erschienen!

Unter dem Titel „Herausforderung Fundmünzen – Rückblick und Perspektive in Österreich“ veröffentlichten David Burisch und Benedikt (IFÖ) einen Aufsatz im Mitteilungsblatt des Instituts für Numismatik und Geldgeschichte der Universität Wien. Neben einen kurzen Rückschau über die Projekte und Pläne der Vergangenheit, widmet sich die Arbeit der aktuellen Situation in Österreich und insbesondere der Auswertung einer Umfrage unter Metallsuchenden.

Runder Tisch Archäologie 2024

Am 18.1. fand im Ahnensaal der Hofburg der einmal jährlich stattfindende „Runde Tisch der Archäologie“ des Bundesdenkmalamtes statt. Die Eröffnung der Veranstaltung und die Präsentation des neuen Denkmalschutzgesetzes erfolgte durch den Präsidenten Dr. Christoph Bazil. Im Folgenden wurden zahlreiche Projekte sowie Änderungen in den archäologischen Richtlinien in Österreich vorgestellt. Die IFÖ durfte das Projekt zu den Linzer Fundmünzen und neue Erkenntnisse des vermeidlichen Schatzfundes am Tummelplatz in der Linzer Altstadt präsentieren. Darüber hinaus berichteten zwei weitere Mitglieder der IFÖ über den aktuellen Forschungsstand des Projektes „Nowak“ im Kunsthistorischen Museum Wien. Wir bedanken uns bei dem Bundesdenkmalamt für die Organisation der Veranstaltung und besonders bei Univ.-Doz. Dr. Bernhard Hebert für die Moderation.

© Fotoservice Bundesdenkmalamt

Hier finden Sie weitere Informationen zur Veranstaltung sowie die Präsentationen der Vortragenden: https://www.bda.gv.at/service/veranstaltungen/2024-01-18-archaeologie-runder-tisch.html

Projekt Nowak des KHM Wien: https://www.khm.at/en/learn/research/forschungsprojekte/numismatische-projekte/die-fundmuenzen-der-sammlung-nowak/


Verstaubtes kulturelles Erbe – Ansätze im Umgang mit archäologischer Massenware: Nachbericht

Am 22. November fand im Bassano-Saal des Kunsthistorischen Museums Wien mit knapp 80 Teilnehmenden der Workshop mit dem Titel „Verstaubtes kulturelles Erbe – Ansätze im Umgang mit archäologischer Massenware“ statt. Nach einführenden Worten des Direktors des Münzkabinetts Priv. Doz. Dr. Klaus Vondrovec stand zuerst die numismatische und archäologische Sammlung „Nowak“ im Zentrum. Im Zuge eines Projektes, gefördert durch das Bundesministerium Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport, wird ein erster Teil – der von Heinz Nowak gefundenen Münzen – bearbeitet und mehr als 1.700 Exemplare sind bereits auf dem Online-Portal des Münzkabinetts einsehbar (https://www.ikmk.at/tray?lang=de).

David Burisch und Kathrin Siegl bei der Präsentation zum numismatischen Projekt „Nowak“.

Darüber hinaus stellte Tobias Bendeguz (ÖAW) ein spannendes Projekt mit Metallsuchern im Gebiet des burgenländischen Seewinkels vor und am Ende präsentierten Agnes Aspetsberger (OÖLKG) und Benedikt Prokisch das Projekt „Der Archäologische Stadtplan Lentia/Linz“, an dem die IFÖ beteiligt ist. Im Anschluss diskutierten die Teilnehmenden über die Herausforderungen und Lösungsansätze im Umgang mit Fundmünzen und deren Dokumentation.

Agnes Aspetsberger und Benedikt Prokisch bei der Präsentation des Archäologischen Stadtplans Lentia/Linz.