Am 9. März fand im Ahnensaal der Hofburg vor über 100 Teilnehmenden der Workshop „Herausforderung Fundmünzen“ statt. Die Veranstaltung wurde von der Studierendenvertretung des Instituts für Numismatik und Geldgeschichte der Universität Wien initiiert und in Kooperation mit dem Bundesdenkmalamt unter der Leitung von Doz. Dr. Bernhard Hebert durchgeführt. Nach einer Eröffnung durch den Präsidenten des Bundesdenkmalamtes Dr. Christoph Bazil und dem Vertreter der Studierenden Benedikt Prokisch hielten Prof. Dr. Reinhard Wolters (Institut für Numismatik und Geldgeschichte, Universität Wien) und Dr. David Wigg-Wolf (Römisch-Germanische Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts, Frankfurt) zwei Impuls-Vorträge, in denen sie die Situation der Fundmünzen-Erfassung in Österreich bzw. in Europa vorstellten. Im Anschluss diskutierten weitere eingeladene Wissenschaftler*innen wie Rahel Ackermann (Inventar der Fundmünzen in der Schweiz), Doz. Dr. Bernhard Prokisch (Oö Landeskultur Gmbh, Linz), Dr. Kathrin Siegl (Österreichisches Archäologisches Institut – Akademie der Wissenschaften, Wien), Doz. Dr. Klaus Vondrovec (Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums, Wien) über die spezifischen Herausforderungen der Fundmünzerfassung in Österreich.
Mit der Einstellung der Reihe „Fundberichte aus Österreich“ im Jahr 1984 endete auch die systematische und wissenschaftliche Dokumentation von Fundmünzen in Österreich. Trotz diverser Versuche diese Lücke zu schließen, z.B. durch die Reihe „Fundmünzen aus Österreich“, dem Projekt „Digitale Fundmünzen der Römischen Zeit in Österreich (dFMRÖ)“ und der „Datenbank der Münzfunde des Mittelalters und der Neuzeit in Österreich“ (Institut für Numismatik und Geldgeschichte, Universität Wien), stehen die erfassten Bestände in keinem Verhältnis zu den tatsächlichen Neufunden. Dazu stellt der Anstieg an Metallsuchenden, in Österreich als „Sondler“ bezeichnet, sowohl die numismatische Forschung als auch die Archäologie vor neue Herausforderungen. In einer anonymen Umfrage im Vorfeld der Veranstaltung gaben 90 Personen an, zusammen in etwa 60.000 numismatische Objekte selbständig gefunden zu haben. Nur ein kleiner Teil dieser Bestände, die in Umfang und Qualität ein einzigartiges Zeugnis für die österreichische Geldgeschichte sind, ist bisher für die Wissenschaft zugänglich.
Der Workshop thematisierte verschiedene Lösungsansätze für diese sowohl rechtlich als auch wissenschaftlich außerordentlich herausfordernde Situation und brachte einige konkrete Ansätze für den Umgang damit hervor. Die intensive Diskussion verdeutlichte das breite Interesse an der Thematik, ließ aber auch deutlich werden, dass akuter Handlungsbedarf besteht, um diesen Teil des österreichischen Kulturerbes zumindest durch wissenschaftliche Dokumentation zu sichern.